Ich verzeihe…

um mir selbst wieder Frieden zu schenken.

Bestimmt hast du es auch schon mal erlebt. Du bist verletzt worden, das hat dich wütend oder traurig gemacht und deshalb möchtest du denjenigen, der dir weh getan hat, damit bestrafen, dass du ihm nicht verzeihst. Du bist nachtragend, weil du der Person damit klar machen möchtest, dass sie deine Grenzen überschritten hat. Das ist erstmal verständlich und für eine Weile mag es auch guttun. Aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du das schwere Gewicht, was auch in dem Worte „nach-tragend“ steckt, einzig und allein selber trägst? Ganz häufig ist es sogar so, dass die andere Person, der du etwas nachträgst, es noch nicht mal wirklich wahrnimmt. Die schwere Energie, die dadurch ausgelöst wird, bleibt lediglich bei dir selbst und du beraubst dich damit deiner eigenen Lebenskraft. Damit bestrafst du im Endeffekt nur dich selbst. 

Deine eigene Lebenskraft

Gerne thematisiere ich das Verzeihen auch in meinen Ausbildungen. Ich hatte einmal eine Teilnehmerin, die zustimmend nickte, als ich davon erzählte, dass wir im übertragenen Sinne ein Stück glühende Kohle nach jemand anderem werfen möchten, uns damit aber nur selbst verbrennen, wenn wir nicht verzeihen. Sie erzählte davon, dass sie mal einen Arbeitskollegen hatte, der ihr übel mitgespielt hatte. Sie konnte es nicht mehr ertragen, ihn täglich zu sehen und kündigte deshalb ihren Job. Es verging kein Tag, an dem sie sich nicht über diesen Mann geärgert hatte und nachtragend dafür war, was er ihr angetan hatte. Nach vielen Jahren begegnete sie ihm noch einmal. Sie nahm all ihren Mut zusammen und konfrontierte ihn damit, wie sehr er sie damals verletzt hatte und sie deswegen immer noch böse auf ihn wäre. Er schaute sie nur mit großen Augen an, zuckte die Schultern und wusste gar nicht, wovon sie redete. Da wurde ihr klar, wieviel Last sie sich über Jahre aufgeladen hatte und er konnte sich noch nicht einmal an die Situation erinnern. Dieses Nachtragen hat sie viel Energie und Lebensfreude gekostet. Hinzu kommt, dass wir immer noch mit der Person verbunden bleiben, wenn wir nicht verzeihen. Wir können nicht loslassen, da wir uns durch eine negative und niederschwingende Energie an sie gebunden haben.

Foto: Joacim Bohlander

Verzeihen heißt nicht gutheißen oder kleinreden

Natürlich darfst du wütend, enttäuscht oder traurig sein, wenn dich jemand verletzt hat. Wenn du dich aber dazu entschließt zu verzeihen, tust du das zu deinem eigenen inneren Frieden. Du lässt damit die negative Verbindung los, die zwischen dir und der anderen Person besteht und machst dich somit wieder frei und kannst loslassen. Du tust es also in erster Linie für DICH, nicht für den anderen. Natürlich kann es auch sein, dass du dir selber für etwas verzeihen möchtest, das muss sich nicht immer zwingend auf andere beziehen. Es ist dein gutes Recht, auf Distanz zu dem Menschen zu bleiben, der dich verletzt hat, auch zu deinem eigenen inneren Schutz. Gib dir die Zeit, die du brauchst, um deine Emotionen zu spüren und sie als einen Teil von dir zu akzeptieren. Wenn du aber merkst, dass du an den Punkt kommst, wo dir diese Emotionen deine wertvolle Energie rauben, dann kannst du das Ritual des Verzeihens für dich praktizieren, um wieder zurück in deine Kraft zu kommen und Raum für Neues und Positives in deinem Leben zu schaffen. 

Foto: Saad Chaudhry

WAS Kannst Du tun, Um zu VerzeiheN?

Zuerst einmal: Du musst es nicht laut aussprechen, wenn du verzeihen möchtest und genauso wenig musst du der Person gegenüberstehen, um die es geht. Du kannst dieses Ritual nur für dich in einem geschützten Rahmen vollziehen. Um dich heranzutasten, beginne erst einmal mit etwas, was dich zwar geärgert, aber nicht allzu tief getroffen hat. Versuche dich in die andere Person hineinzuspüren. Warum hat er/sie so gehandelt? Was waren seine/ihre Motive? Welche Emotionen mögen dahinter gesteckt haben? Vielleicht Angst, Hilflosigkeit oder Verzweiflung? Wie war der Bewusstseinszustand dieser Person zu diesem Zeitpunkt? Ich glaube, dass wir alle immer unser Bestes geben, immer ganz abhängig davon, wo wir gerade stehen. Ganz häufig können wir heute unser Verhalten nicht mehr nachvollziehen, was wir noch vor Jahren an den Tag gelegt haben. Vielleicht würde sich diese Person heute anders verhalten, da sie diese Erfahrung machen musste, um daraus lernen zu können. Das gilt natürlich genauso auch für dich selbst. Diese Form der Empathie kann dazu führen, schon mal eine gute Ladung Groll aus der Situation herauszunehmen und sie liebevoller betrachten zu können. 

Mein Vergebungsritual 

Wenn ich persönlich ein Vergebungsritual praktiziere, dann ziehe ich mich zurück an einen stillen Ort und zünde eine Kerze an. Ich lege meine Hände auf mein Herz und gehe noch einmal in die Situation hinein. Ich spüre, was ich wahrnehme und akzeptiere meine Emotionen, egal, wie sie aussehen mögen. Eventuell führe ich auch nochmal einen gedanklichen Dialog mit der Person und kommuniziere, wie sehr mich das Handeln verletzt hat. Dann sage ich mir innerlich, dass es nun an der Zeit ist, dieser Person zu vergeben, um wieder zurück in meine innere Mitte kommen zu können. Ich visualisiere dann zusätzlich, wie ich alle negativen Verbindungen, die ich zu der Person hatte, wie mit einem großen Lichtschwert durchtrenne. Dann lasse ich das Erlebte in Liebe gehen, stelle mir vor, wie Licht in mich hineinströmt und sich überall dort ausbreitet, wo ich gerade losgelassen habe und genieße den Freiraum, der dadurch wieder in mir entstehen darf. 

 

Ich wünsche dir von Herzen, den Mut und die Kraft, dich zu trauen, loszulassen, um wieder Freude und Leichtigkeit in dein Leben einzuladen.

 

Stefanie Arend

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